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Neuigkeiten

Volkstrauertag zum Gedenken an Kriegsopfer

Erstelldatum18.11.2024

Die Gemeinde Dossenheim und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gedachten der Kriegsopfer auf dem Ehrenfriedhof.

"Der Volkstrauertag erinnert uns daran, dass Frieden und Freiheit keine Selbstverständlichkeit sind", sagt Bürgermeister David Faulhaber in seiner Rede anlässlich des Volkstrauertags am vergangenen Sonntag.

Auf dem Ehrenfriedhof gedachte man in einer Feierstunde den Opfern vergangener und aktueller Kriege. Neben Bürgermeister David Faulhaber sprach Hendrik Tzschaschel für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sowie Vertreter des Jugendgemeinderats. Die Musikkapelle Dossenheim und der Männergesangsverein Freundschaft übernahmen die musikalische Untermalung.

Die Reden sind hier nachzulesen.

Rede von Bürgermeister David Faulhaber

„Der Krieg ist kein Abenteuer. Der Krieg ist eine Krankheit. Wie der Typhus.“

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

mit diesen Worten hat Antoine de Saint-Exupéry, berühmter französischer Schriftsteller und Pilot, der selbst im Zweiten Weltkrieg sein Leben ließ, uns die wahre Natur des Krieges aufgezeigt.

Krieg ist kein heroisches Unterfangen, kein ehrenvoller Akt. Krieg ist eine Krankheit, die das Leben zerstört, Familien auseinanderreißt und Herzen bricht. Wenn wir heute hier versammelt sind, um der Opfer von Krieg, Gewalt und Terror zu gedenken, denken wir an all das unermessliche Leid, dass Kriege in den Herzen der Menschen und den Gesellschaften hinterlassen haben – damals wie heute.

„Der Krieg ist kein Abenteuer. Der Krieg ist eine Krankheit. Wie der Typhus.“

Wir gedenken heute, 110 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs und 85 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

Der Volkstrauertag erinnert uns daran, dass Frieden und Freiheit keine Selbstverständlichkeit sind. Generationen vor uns haben mit großem Mut und großer Opferbereitschaft für unsere Freiheit gekämpft und gelitten. Viele haben dabei ihr Leben verloren. Ihre Hingabe und ihr Mut dürfen nicht vergessen werden.

Heute stehen wir vor der Aufgabe, – und es erscheint mir als würde diese Aufgabe Jahr für Jahr größer werden – ihre Erinnerung lebendig zu halten und aus der Geschichte zu lernen. Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Schrecken der Vergangenheit nicht wiederholen. Dies erfordert eine aktive Auseinandersetzung mit unserer Geschichte, eine Kultur des Dialogs und der Versöhnung sowie den bedingungslosen Einsatz für Demokratie, Menschenrechte und Toleranz.

Das Gedenken haben wir auch als Gemeinderat, als Verwaltung und ich als Bürgermeister zentral in unsere tägliche Arbeit aufgenommen. Auf Initiative eines Antrags der FDP-Fraktion haben wir eine Kommission gegründet, die sich mit den Denkmälern, dem Ehrenfriedhof und dem Gedenken in Dossenheim auseinandersetzte. In der Folge wurde eine neue Bepflanzung vorgesehen, Denkmäler wurden gereinigt und aufgearbeitet, Mauerschäden repariert und gläserne Hinweistafeln an den ganz unterschiedlichen Denkmälern angebracht. Auch die Beschilderung wurde überarbeitet und einheitlicher sowie besser wahrnehmbar gestaltet. Es freut mich daher Sie heute hierzu einladen zu können. Schauen Sie sich die neue Gestaltung an – entweder hier auf dem Friedhof vor Ort, gerne aber auch auf der neu gestalteten Rubrik auf unserer Homepage.

Gestatten Sie mir abschließend bitte noch Worte des Dankes. An allererster Stelle möchte ich Ihnen allen heute Dank sagen. Danke, dass Sie erneut und so zahlreich gekommen sind. Es geht immer wieder darum, Stellung zu beziehen und Zeichen zu setzen. Herzlichen Dank, dass Sie dies so eindrücklich heute getan haben.

Herzlichen Dank an Hendrik Tzschaschel, der heute eindrückliche und nachdenklich stimmende Worte gefunden hat. Dem Volksbund Deutscher Kriegsgräbersorge, unserer Feuerwehr und unserem DRK ist ebenfalls herzlich zu danken. Aber auch dem Männergesangsverein, der Musikkapelle sowie immer wieder und besonders herausgestellt dem Jugendgemeinderat.

Vielen Dank auch an Gerd Lorentz und Troy Smith, der krankheitsbedingt den heutigen Volkstrauertag alleine vorbereitet und für Ordnung gesorgt hat.

Nun darf ich Ihnen allen noch einen schönen Sonntag wünschen. Nehmen Sie die Gemeinschaft, die wir heute Vormittag in Dossenheim einmal mehr erlebt haben, mit in den Tag und in die vor uns liegende Woche. Lassen Sie uns daran auch künftig festhalten, trotz vieler Unwägbarkeiten, trotz mitunter gegensätzlicher Meinungen. Lassen Sie uns, wie das Erinnern und Mahnen, diese unsere Gemeinsamkeit stets wertschätzen und mit Leben gestalten.

Haben Sie vielen Dank und noch einen angenehmen Tag!

Rede von Hendrik Tzschaschel - Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Faulhaber,  

meine Damen und Herren,

Vor zwei Wochen stand ich an der Kriegsgräberstätte „La nécropole nationale de Weiler Wissembourg“. Dort wird vor allem an die in der Gefangenschaft Verstorbener von 1914 – 1918 gedacht. Weiße Kreuze erinnern an russische und italienische gestorbener Inhaftierter sowie an französische Tote aus dem „La Grande Guerre“.  
Wie fanden damals die Angehörigen Trost und wie konnten sie angemessen trauern, wenn ihre Kinder oder Enkel hunderte – gar tausende von Kilometern entfernt beerdigt lagen.

An diesem Ort durchströmten mich aufkommende Gefühle, erschütternd, traurig und nachdenklich. Denn aktuell zeigen uns der russische Angriff auf die Ukraine und die Kämpfe der israelischen Armee gegen die Terrororganisationen im Gazastreifen und im Libanon    tagtäglich wie schrecklich das Leben sich entwickeln kann, wenn Bomben, Raketen und Drohnen in Häuser, Kliniken, Schulen und Energieversorgungsanlagen einschlagen. Mehrere hunderttausend Tote und Vermisste haben die Staaten, die sich zurzeit mit Waffengewalt streiten, lauthals zu beklagen.  
Finden die Angehörigen vor Ort Trost und können sie ihren Vorstellungen entsprechend trauern? Wir wissen es nicht!

Um der unzähligen Vertriebenen, Gefallenen, Vermissten und Toten von Kriegen, Terror und Gewalt zu gedenken, sind wir heute, hier am Ehrenfriedhof in Dossenheim zusammengekommen.

Vor 110 Jahren begann im August der 1. Weltkrieg. Über ein Jahrhundert später sind nicht nur die Militärfriedhöfe, die sich entlang der Kampflinien dieser kriegerischen Auseinandersetzung erstrecken, wieder Gegenstand der Aufmerksamkeit, sondern auch die Ehrenfriedhöfe in den Gemeinden. Hier, in Dossenheim, können Angehörige und Nachkommen Trost finden, trauern und sich erinnern.

Über 300 Vermisste und Gefallene hatte Dossenheim im II. Weltkrieg zu beklagen. Die Namen sind im oben stehenden Kupferbuch sowie auf den Gräbern hinter mir auf dem Ehrenfriedhof zu finden.

Erinnern wir uns stellvertretend an Georg Gaber, geboren am 24. April 1915, gestorben am 3. Mai 1942, auf dessen Grab hier eine schöne Blumenschale steht.

Über 145 Männer aus Dossenheim zogen in den 1. Weltkrieg und sind nicht mehr zurückgekommen. An dieser Stelle dankt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. der Gemeinde Dossenheim herzlich dafür, dass die Namen der Gefallenen nun lesbar auf einer Tafel neben dem Denkmal stehen, welches an die damals jungen Dossenheimer erinnert. 

Stellvertretend nenne ich den ersten und den letzten Aufgeführten: Peter Apfel und August Wüst

Gedenken wir heute ebenso an unsere Bundeswehrsoldaten, die bei ihrem Einsatz verstorben sind. Spenden wir heute Trost den Angehörigen dieser Familien und trauern mit ihnen. 

Betrachten wir die heutigen geopolitischen Spannungsfelder, rückt wieder das Denken an Sicherheit in den Vordergrund – Sicherheit, in Frieden und Freiheit leben zu dürfen. Wir alle müssen uns enorm anstrengen, damit wir nicht wieder eines Tages in eine kriegerische Auseinandersetzung verwickelt werden. Wir sind darin gefordert, die Welt friedfertiger zu gestalten. Denn je weiter das Leben der im Krieg Gefallenen in die Ferne rückt, desto endloser erscheinen die Trauer und der Schmerz. 

Die Toten von Kriegen, Terror und Gewalt wollen wir ehren und damit die Erinnerung wachhalten. Das ist eine Grundüberzeugung unserer Kultur, die sich auf die Menschen- und Bürgerrechte jedes Individuums gründet, nicht auf besondere Missionen oder Privilegien von Nationen. Wir müssen uns der herausfordernden Wahrheit stellen, dass wir Leid und Opfer von Menschen wegen ihrer Würde als Menschen ehren. 

Wir sind heute hier am Volkstrauertag zusammen gekommen, um an die Opfer zu gedenken, Trost zu finden und zu trauern und wissen zugleich, dass Menschen sich unterschiedlich an diese schrecklichen Zeiten der Kriege in Deutschland erinnern.  

Kürzlich lud die Schriesheimer Gruppe „Gemeinsam für Demokratie“ zu einer Kundgebung ein, um gegen Antisemitismus und für Demokratie einzutreten. Der Bundestag hat mit den Stimmen aller demokratischen Fraktionen eine Resolution gegen Antisemitismus beschlossen. Es wichtig die Demokratie zu stärken, denn aktuell finden über 90% der Bevölkerung die Staatsform gut, jedoch ist ein größerer Anteil mit der Ausgestaltung in Deutschland unzufrieden.

Ebenso hervorzuheben ist das vielfältige Engagement der Initiative Stolpersteine Dossenheim, die die Erinnerungskultur vor Ort bereichern. Das große Interesse an der szenischen Lesung: „Oppenheimer. Briefe einer jüdischen Familie. Gegen das Vergessen“ belegt, dass es wichtig ist in den Zeiten, in denen bedenkenlose Verharmlosungen gegenüber der Vergangenheit an der Tagesordnung sind, sich klar auszudrücken und die Erinnerung nicht verblassen zu lassen. 

Auch Stolpersteine prägen die Erinnerung an die Opfer im Dritten Reich. So fand am 06. Februar 2024 die zweite Stolpersteinverlegung statt. Es wurden an 9 Orten Steine für Dossenheimer und Dossenheimerinnen verlegt. Sie waren Opfer der „Rassenhygiene“ aus der Zeit des Nationalsozialismus. 

Stellvertretend nenne ich Juliane Stöhr aus der Heidelberger Straße 8. 

Welche Nachrichten dominieren heute die Diskussionen über die Ziele der Staatengemeinschaften? Erinnern wir uns daran, dass schon Anfang des 20. Jahrhunderts mediale Schlachten geführt worden sind. Insbesondere zeigt dies der Einsatz einer kriegsförderlichen Berichterstattung. 

Ich zitiere Stefan Zweig aus „Die Welt von gestern – Erinnerungen eines Europäers“: „Krieg lässt sich mit Vernunft und gerechtem Gefühl nicht koordinieren. Er braucht einen gesteigerten Zustand des Gefühls, er braucht Enthusiasmus für die eigene Sache und den Hass gegen den Gegner.“ Zitatende

Es ist festzuhalten, dass schon 1914 durch eine massive Propaganda eine aufgeheizte Stimmung geschaffen worden ist. Die jeweiligen Nationen hatten ihre Bevölkerung für den sich am Horizont abzeichnenden Krieg begeistern können. Ohne Internet, ohne Fernsehen, ohne digitale Instrumente konnten die Menschen sich damals nur über Gedrucktes und über Kinofilme ein Bild von der Wirklichkeit machen. Auch in den dreißiger Jahren wurden im Dritten Reich über alle medialen Kanäle der Hass auf Andersartiges geschürt und der eigene Staat glorifiziert. 

Und wie ist es heute? Auch heute kann jeder von uns an den uns zur Verfügung stehenden Geräten verfolgen, dass beispielsweise die Berichterstattung der kriegsführenden Parteien ein probates Hilfsmittel darstellt, das eigene Agieren zu rechtfertigen und voran zu treiben.  

Das heißt, dass es heute für uns umso wichtiger ist, sich aktiv gegen Demagogie und Ideologie zu stemmen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich einzubringen. Ein Beispiel: Auf Vorschlag der Initiative Stolpersteine Dossenheim hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 22. Oktober einstimmig beschlossen, dass der Bereich vor und neben der Volksbank am 27. Januar 2025 offiziell zum Oppenheimer Platz umbenannt wird. Dort hatte früher die Dossenheimer Familie Oppenheimer ihren wirtschaftlichen Standort – auch nachzulesen auf der Homepage der Gemeinde Dossenheim. Denn unsere Kommune hat es ermöglicht, seit diesem Jahr sich über alle Denkmäler vor Ort informieren zu können. Der QR-Code an der Gedenktafel führt die Interessierten direkt auf die Seite der Gedenkstätten. 

Der Volksbund trägt aktiv dazu bei, dass wir nicht vergessen. Wir können an Mahnmalen, an Denkmälern oder auf Ehrenfriedhöfen uns erinnern und auch Kraft schöpfen, neue Wege zu gehen.

Wir stellen uns den Herausforderungen, damit Krieg, Terror und Gewalt auf dieser Welt geringer werden. Denn Frieden und Freiheit sind nicht selbstverständlich. Die Worte von Prof. Theodor Heuss, die auch auf dem hinter mir liegenden Sarkophag stehen, haben heute noch ihre Gültigkeit: „Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Friede bleibe. Frieden zwischen Menschen, Frieden zwischen Völkern.“   

Rede von Mitgliedern des Jugendgemeinderats

Lilli Holl: 

Liebe Dossenheimerinnen und Dossenheimer,

heute am Volkstrauertag denken wir an all die Menschen, die durch Kriege und Konflikte ihr Leben verloren haben. Wir denken an die Opfer des Nahostkrieges und des Ukrainekrieges. Diese Kriege betreffen viele Menschen und zeigen uns, wie wichtig Frieden ist.

Der Konflikt zwischen Israel und Palästina sowie der Krieg in der Ukraine haben viele Ursachen. Es ist wichtig, dass wir miteinander reden und versuchen, Lösungen zu finden, damit solche Kriege enden können oder erst gar nicht entstehen. Frieden ist nicht immer einfach, aber es ist der einzige Weg, um miteinander leben zu können.

Lasst uns heute gemeinsam an die Opfer denken und uns dafür einsetzen, dass wir in Frieden leben können.

Nur wenn wir zusammenarbeiten, können wir eine bessere Zukunft für alle schaffen.

Vielen Dank

Laura Drewer: 

Liebe Anwesende,

der Grund, aus dem wir uns heute treffen, ist Trauer.
Heute am Volkstrauertag trauern wir um die Verstorbenen durch Krieg und Gewalt. Es ist ein Tag des Gedenkens und um die Erinnerung wachzuhalten. Es ist unsere Verantwortung, die Geschichten derer, die ihr Leben gelassen haben zu bewahren und zu ehren. Wir müssen uns daran erinnern, dass hinter jeder Zahl, jeder Todesanzeige und jedem Gedenken ein Mensch steht, mit Träumen, Hoffnungen und einer Familie, die um ihn trauert.
Die ganze Welt wird durch Gewalt gespalten, weil es viel zu viele Probleme gibt, bei denen eigentlich alle zusammenhalten müssten.
Die ganzen Opfer der Kriege - alle diese Menschen hätten ein friedliches Leben verdient.
Warum kann man die Probleme nicht mit Worten lösen?

Vielen Dank.