Hilfe für den Wald im Klimawandel – regenerationsorientierte Bodenschutzkalkung im Steinachtal und an der Bergstraße
Erstelldatum21.06.2025
Dabei wird mit dem Helikopter der Kalk, genauer gesagt fein gemahlenes Dolomitgestein, aus der Luft auf den Waldflächen gleichmäßig verteilt. Das Kalkmaterial enthält neben Kalzium auch Magnesium und wird aus einem Steinbruch bei Empfingen angeliefert. Die Ausbringungsmenge beträgt 3,21 Tonnen pro Hektar, also „nur“ 321 Gramm pro Quadratmeter. Die über 1.000 Hektar große Waldfläche wird von zwei Helikoptern parallel gekalkt. Wenn das Wetter passt, soll die Maßnahme nach 4 Wochen abgeschlossen sein.
Warum die Kalkung sinnvoll und notwendig ist, erläutert Försterin Ulrike Riedl vom Kreisforstamt Rhein-Neckar-Kreis: „Die zunehmende Industrialisierung, insbesondere im 20. Jahrhundert, hat den Zustand vieler Waldböden nachhaltig beeinflusst. Säureeinträge aus der Luft haben dazu geführt, dass Nährstoffe ausgewaschen wurden und ein für viele Bodenlebewesen zu saures Milieu entstand. Dieser Entwicklung steuern wir mit der regenerationsorientierten Bodenschutzkalkung entgegen“.
Die bundesweite Bodenzustandserhebung hat gezeigt, dass eine gezielte Kalkung von Waldflächen die vom Menschen verursachte Versauerung der Waldböden abmildert und dazu beiträgt, die standortstypische Bodenfruchtbarkeit wiederherzustellen. Bäume werden in Ihrer Vitalität und Widerstandskraft - auch gegenüber Trockenheit - gestärkt. Gesunde Waldböden sind eine Grundvoraussetzung für ein vielfältiges Bodenleben, stabile Wälder und nicht zuletzt auch gutes Trinkwasser, was die Bevölkerung im Rhein-Neckar-Kreis besonders schätzt.
Während der Bodenschutzkalkung muss der Wald aus Sicherheitsgründen zeitweise gesperrt werden. Auch und gerade im stark frequentierten Bereich um den „Weißen Stein“ und den „Langen Kirschbaum“ werden alle Waldgäste dringend gebeten, die Sperrhinweise zu beachten und ihren Waldbesuch für ein paar Tage zu verschieben. Eine gesundheitliche Gefährdung für Menschen oder Tiere durch das Kalkmaterial besteht nicht, es kommt aber zu einer gewissen Staubentwicklung.
Einer Bodenschutzkalkung geht ein fast zweijähriger Planungsprozess voraus. Grundlage ist ein bodenkundliches Gutachten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg. Gekalkt werden nur Böden, bei denen eine starke Versauerung festgestellt wurde (pH-Wert i. d. R. unter 4,2, Basensättigung unter 15 %). Selbstverständlich werden auch die Belange des Arten-, Natur- und Wasserschutzes berücksichtigt. Bereiche, in denen kalkungssensible Arten, Biotope oder natürlich saure Standorte vorkommen, werden von der Kalkung ausgenommen.
Die Planung und Überwachung der Bodenschutzkalkung erfolgt durch die Untere Forstbehörde am Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde und der Wasserschutzbehörde.
Die Gesamtkosten der Bodenschutzkalkung betragen fast 500.000 Euro netto, wobei die Europäische Union diese Maßnahme finanziell stark fördert. Private Waldbesitzende mit kleinen Waldflächen (unter 30 Hektar) werden mit 100 Prozent der Nettokosten gefördert. Waldeigentümer mit größeren Waldflächen erhalten 90 Prozent der Nettokosten.
Detaillierte Informationen zum Thema regenerationsorientierte Bodenschutzkalkung auf der Internetseite der FVA unter: